Frau Hager


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„Das Fräulein vom Amt“

„Nein im Moment gibt es leider keine Verbindung. Können Sie später noch mal anrufen, vielleicht in 200 Jahren.“ So antwortet beim 29. Deutschen Evangelischen Kirchentag im Juni 2001 in Frankfurt am Main. Evangelische das gewissenhafte Fräulein vom Amt der katholischen Theologin, die endlich auch einmal einen Draht in die oberen Amtsetagen bekommen würde. Römisch-katholische und altkatholische Theologinnen hatten bei dieser Veranstaltung im Rahmen der feministisch-theologischen Basisfakultät die Problematik von Frauen und Amt in den verschiedenen Konfessionen in Szene gesetzt. Mit Leitern, die kaum zu erklimmen sind, mit einer schwer balancierbaren Wippe zwischen Abhängigkeit und Macht, Provokation und Diplomatie, mit dem ständigen Kostümwechsel einer mehrfach belasteten evangelischen Pfarrerin, mit verschiedenen liturgischen Gewändern, die eine katholische Pastoralreferentin doch nur über dem Arm, nicht aber am Leib tragen darf.

Und zwischen all dem immer das Fräulein vom Amt als eine Art Moderatorin, die – sich im rosafarbenen Gymnastikband verheddernd – zu vermitteln versucht, wo es nur geht. Nur geht es leider recht mühsam. Die eine Leitung ist längst gerissen, die andere funktioniert nur über Umwege, auf wieder eine andere können wir wohl noch lange warten. „Hager, Verbindungsamt, was kann ich für Sie tun? Ach, Sie bekommen keine Kirchenleitung?
Haben Sie überhaupt einen Termin?“

Ob die Strategie aus diesem verworrenen Kabelsalat heraus der fortgesetzte Kampf um Gleichberechtigung innerhalb der Strukturen ist oder die Bildung eigener Verbindungsnetze unter dem Stickwort „Mitte gestalten“ - zu dieser Frage wurde im Anschluss das angeregte Publikum befragt. Das Fräulein vom Amt sauste dazu treppauf und treppab, hatte sie doch inzwischen auch einen ganz guten Draht zum Publikum bekommen und konnte dieses untereinander geschickt vernetzen.

Frau Hager zeigte sich mal wieder als äußerst korrekt, sportlich fit und erfindungsreich.
Eine Moderatorin, die dem Publikum Antworten auf die heikelsten und drängendsten Fragen entlockt.

Das „Fräulein vom Amt“ betritt auch gerne andere Amtsstuben und stellt als Moderatorin unmögliche Verbindungen her.